Das „dreckige“ Mittelalter
Auch hier hört man immer wieder, sowohl von Marktbesuchern (Homo Touristi) als auch von Marktleuten selber (Homo Lagericus), man habe sich nicht, oder nur sehr wenig im Mittelalter gewaschen und gestunken.
Definitiv nein. Es sind tatsächlich Baderegeln überliefert, wie oft z.B. ein Mönch zu baden habe (mindestens 3x die Woche). Gleiches galt z.B. für Kämpfer, also den Ritter. Bekannt ist ja die „Badehauskultur“, die dann aber auf Grund ausschweifender Orgien in den „Etabliesements“ nicht mehr gerne gesehen wurde und wogegen die Kirche wetterte.
Es war natürlich wesentlich schwerer große Mengen Wasser zu erhitzen, für einen Badezuber z.B., weswegen das Badewasser durchaus geteilt wurde. Ebenso badete die einfache Bevölkerung, also z.B. Bauern und Knechte, eher selten warm, sondern wuschen sich eher kalt, bzw. in Flüssen und Seen. Auch trug man Unterkleidung um den Schweiß aufzunehmen und die Oberbekleidung nicht zu verdrecken.
Bei Kindern hingegen ließ man oft den Hosenteil der Bruche weg, so dass die Kinder nur Beinlinge und eine Tunika trugen, was einer „Verschmutzung“ gewisser Stellen ebenfalls vorbeugte.
Bedenkt man die praktischen Gründe des Waschens leuchtet das auch ein. Jeder Mensch merkt, dass sich recht schnell Entzündungen auf der Haut bilden, auch in Körperfalten, wenn man sich nicht reinigt. Gleiches gilt für die Gerüche, die man auch damals nicht als angenehm empfand. Auch ist es als Kämpfer eher unpraktisch, wenn man 30 Meter gegen den Wind schon „gerochen“ wird.
Also, auch das, ein Mythos.
Jedoch, und das muss gesagt werden, die Kloaken und Kanalisationen waren ein Graus. Oftmals wurden die Abfälle einfach auf die Straße gekippt, insbesondere in den Städten. Das waren auch Tierkot, menschlicher Kot und alles was so anfiel. In manchen Städten wurde dieser „Dreck“ auf den Straßen regelmäßig neu überpflastert und Archäologen freuen sich heutzutage über die quasi in Schichten gepackte, immer noch stinkende, Zeitkapsel.