Kirche und Glauben


Wer kennt sie nicht, die Marktwikinger, laut Odin rufend auf den Märkten, sowie die ganzen „Neuheiden“.

Ich gebrauche hier bewusst den Begriff Wikinger, auch wenn es „den Wikinger“ gar nicht gab. Was man aber so auf Märkten sieht, entspricht eher dem typischen Fernsehwikinger, inspiriert aus diversen Serien.


Tatsächlich war das tägliche Leben im Mittelalter stark vom Glauben, dem katholischen, durchdrungen. Der Glauben regelte den gesamten Tagesablauf und das ganze Leben war von dem Gedanken geprägt, möglichst wenig zu sündigen, um nicht zu lange im Fegefeuer schmoren zu müssen. Die Prediger in den Kirchen befeuerten das noch zusätzlich durch flammende Reden und schürten die Angst vor dem jüngsten Gericht. Ein Ereignis, dass man tatsächlich bald erwartete.


Wie oben bereits beschrieben wurden die Gläubigen überwacht und jeder bemühte sich, nicht von der „Rechtgläubigkeit“ abzuweichen. Ein besonders schweres Schicksal wurde als gottgewollt angesehen, um geprüft zu werden.


Ein Auftreten von „Wikingern“ oder Neuheiden, wie oft auf den Märkten zusehen, hat und hätte es einfach nicht gegeben. Das persönliche Heil im Leben nach dem Tod war viel zu wichtig, als dass man es gefährdet hätte. Der Besuch der Messe am Sonntag war für alle obligatorisch, egal in welchem Stand man sich befand. Ebenso, dass man in der Kirche stand. Bänke in Kirchen gab es nicht. Lediglich für die Mönche gab es ein entsprechendes „Chorgestühl“ in dem eine kleine Sitzbank eingearbeitet war, auf die man sich aber eher lehnen konnte. Dies war den teilweise stundenlangen Messen der Mönche geschuldet.


Viele Menschen, auch Adelige, versuchten ihr Leben ganz Gott zu weihen und traten in Klöster ein. Dort war das Leben nicht einfacher, streng reglementiert und oftmals mit langer Arbeit versehen, zum Beispiel in Scriptorien, den Schreibstuben der Mönche, in denen Bücher entstanden oder aber von Hand abgeschrieben wurden, aber auch auf dem Feld.


Aus dem gleichen Ursprung entstammen auch die Ritterorden. Hier seien die Templer bzw. Ritter vom salomonischen Tempel in Jerusalem besonders zu erwähnen, die im Gegensatz zu Johannitern und Deutschem Orden nicht aus einem Hospitalorden hervorgingen, sondern von Anfang an den Kampf und die Askese als elementare Aufgabe hatten.


Zum Thema „Wikinger“ sei noch hinzugefügt, dass die Wikingerzeit bereits um 1070 endete, also noch vor dem Hochmittelalter. Im Mittelalter wie wir es „kennen“ spielen Wikinger quasi keine Rolle.

Oft wird auch der Mythos gepflegt, die christlichen Feiertage gingen auf heidnische Bräuche zurück oder wären von der Kirche bewusst auf diese Termine gelegt worden. Dem ist auch nicht so, wie wir im nächsten Punkt zeigen werden.